Rastafari, Haile Selassie, Blessings…

… diese Begriffe haben wir in den letzten Tage wirklich sehr oft gehört. Denn letzten Freitag sind wir mit einer deutschen Freundin aus Trenchtown und ihrem jamaikanischen Rasta-Freund zu einem kleinen Roadtrip aufgebrochen. Durch seine guten Verbindungen, konnten wir meist sogar kostenlos in Rasta-Villages oder -Communities unterkommen. Auf diese Art etwas über die Rastakultur zu lernen war echt beeindruckend. So eine Nacht in einem Rasta-Dorf ist zwar das Gegenteil von einem Luxusurlaub, aber schlafen im Freien, Duschen im nahegelegenden Fluss und übelschmeckende Mixturen aus diversen Kräutern, und Wurzeln probieren, hat auch seinen Charme. Festgestellt haben wir vor allem, dass das Klischee eines ständig rauchenden Rastas leider sehr berechtigt ist. Sie sind auch vollkommen davon überzeugt, dass Ganja, also Marihuana ein Heilmittel gegen alles ist und sogar Krebs vorbeugt. Viele Überzeugungen der Rastas, wie zum Beispiel das Streben nach Gleichberechtigung und Gerechtigkeit oder die Ernährung ausschließlich aus natürlichen Produkten, kann ich definitiv teilen oder finde es zumindest sinnvoll. Aber auf der anderen Seite gibt es viele Punkte, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Zum Beispiel, der übertriebende Ganja-Konsum oder die totale Verehrung von Haile Selassie, einem ehemaligen äthiopischen Präsidenten ohne vernünftige Reflektion.

Unser Roadtrip hat uns einmal um die gesamte Insel geführt und dank des Autos sind wir zu entlegenden Orten gekommen, die mit öffentlichen Verkehrsmittel definitiv nicht erreichbar sind. In St. Thomas zum Beispiel waren wir in einer heißen Quelle. Seit 5 Monaten die erste heiße Dusche hat so gut getan 🙂

Und auf den Rückweg nach Kingston haben wir noch einen kleinen Abstecher zur Alligator Hole gemacht. Das ist ein kleines Wildreservat, indem früher drei eingefangene Seekühe gehalten wurden. Nachdem die Tiere freigelassen wurden sind sie jedoch trotzdem dort geblieben und das Gebiet wurde zum Naturschutzgebiet erklärt. Den Namen verdankt der Ort aber eigentlich den Alligatoren und Krokodilen, die dort leben. Wahrscheinlich dank der buckeligen Piste war an diesem Ort wirklich niemand außer uns. Nicht einmal der Typ, der dort aufpassen soll, aber immerhin ein kleines Boot. Und da im Reiseführer sogar von Kanutouren die Rede war, sind Sven und ich kurzerhand eingestiegen und haben die Umgebung ein bisschen mit dem Kanu erkundet. Es war so wundervoll friedlich dort, aber Krokodile oder Seekühe haben wir leider trotzdem nicht gesehen.

Liebe Grüße zurück aus Kingston

Janni

Küche im Rastadorf                                    Tabernakel in St. Thomas

Gruppenfoto im Rastadorf                       Mineralschlammmaske

Unser Schlafplatz                                          Unsere Dusche

Ein Tag lang Robinson Crusoe

Um gut ins neue Jahr zu starten haben wir Freiwilligen einen Trip geplant, für den uns wirklich jeder Jamaikaner einen Vogel gezeigt oder uns ausgelacht hat. Wir haben eine Nacht auf Lime Cay verbracht. Das ist eine kleine unbewohnte Insel vor Kingston, die praktisch nur aus Sand und ein paar Sträuchern besteht. Da wir natürlich weder ein Zelt, noch Luftmatratzen oder Schlafsäcke hatten, mussten wir ein bisschen improvisieren. Mit allen warmen Klamotten, die wir dabei haben, Zeitungspapier und Unmengen an rohem Teig sind wir dann gestartet. Nach einem entspannten Tag haben wir mit unseren Vorbereitungen für die Nacht begonnen. Wie Robinson Crusoe haben wir nach allem gesucht, was sich irgendwie als praktisch erweisen konnte um die Nacht dort zu verbringen. Aus angespültem Wellblech, Steinen, Holz und unserem mitgebrachten Zeitungspapier konnten wir ein tolles Lagerfeuer aufbauen über dem wir dann unseren rohen Teig zu Stockbrot verarbeiten haben. Mit einem wunderschönen Blick auf das hell erleuchtete Kingston, die vorbei fahrenden Schiffe und den Sternenhimmel sind wir dann irgendwann eingeschlafen. Und auch wenn der Sand nur wenig bequem war und die Ratten einem in der Nacht einen gehörigen Schrecken einjagen konnten, war es echt cool vom Sonnenaufgang aufzuwachen und nach einem Frühstücksstockbrot erstmal schwimmen zu gehen.

Perfekter Start in 2017

Euch allen erstmal ein frohes neues Jahr!

Nach Weihnachten war ich erstmal eine ganze Woche total krank und hatte praktisch keine Energie mehr um irgendwas zu machen, also hab ich abgesehen von ein paar kurzen und schon sehr anstrengenden Spaziergängen zum Shop um die Ecke und Ausflügen auf das Dach unseres Hauses die gesamte Zeit im Bett gelegen und Tee getrunken. Aber da ich auf keinen Fall krank ins neue Jahr starten wollte, hab ich an Silvester einfach beschlossen, dass ich jetzt wieder gesund bin. Und das war auch gut, sonst wäre mir dieser schöne Tag entgangen. Am Morgen sind wir zum Hellshire Beach gefahren und da einen gemütlichen Tag am Strand verbracht. Auf dem Weg nach Hause haben wir in Downtown noch ein paar Kilo Nudeln und Tomaten eingekauft um dann eine “deutsche” Spezialität zu kochen, Nudeln mit Tomatensoße. Da es hier normalerweise nur Reis oder Dumplings gibt, sind Nudeln für uns immer wieder ein Highlight. Am Abend sind wir dann in den Dub Club in den Hills von Kingston gefahren. Unter freiem Himmel wir dort mit einem riesigen Soundsystem Reggae/Dub gespielt. Außerdem gibt es geniales Rastafood und man hat den mit Abstand schönsten Blick über ganz Kingston, Spanishtown und Portmore. Leider kann kein Bild der Welt die Stimmung und den Blick über Kingston einfangen, aber natürlich haben wir es trotzdem probiert.img-20170101-wa0004

Liebe Grüße aus Jamaika

Janni

Weihnachtsstimmung bei 30 Grad

Man kann es kaum glauben, aber es sind endlich Weihnachtsferien. Wir haben die letzte Woche mit 3 Konzerten und unserem Beachtrip unbeschadet überstanden. Dafür haben wir uns jetzt unsere Ferien aber auch wirklich verdient.

Unser Auftritt in der deutschen Botschaft hätte besser kaum laufen können und das bei unserer etwas zu kurz geratenen Vorbereitung. Denn erstmal gab es natürlich große Diskussionen darüber was wir spielen wollen und vor allem wie. Nachdem wir uns darüber einig geworden sind blieb aber nur noch eine Woche zum proben, in der unser Schlagzeuger genau einmal Zeit hatte. Und da uns für dieseProbe leider weder Schlagzeug noch eine Gitarre noch ein Bass zur Verfügung standen, wurde dann doch erst am Nachmittag davor geprobt. Und durch die Vorgabe, dass es auch noch etwas lustig und unterhaltsam sein soll, wurden dann 2 Stunden vor der Abfahrt noch kurze Dialoge geschrieben. Dann alle einmal schnell unter die Dusche gehüpft und schick gemacht und dann ging es mit 7 Personen und etwa genauso viel Equipment los in die Hills von Kingston zu der Villa vom deutschen Botschafter, von der man übrigens einen wundervollen Blick über die ganze Stadt hat. Aus unserem Plan da noch einmal alles durchzugehen, wurde leider nichts, denn es gab einige technisch Probleme, weshalb der Aufbau bis zum Konzertbeginn dauerte. Also mussten wir letztendlich auf die Bühne ohne Generalprobe, gestimmte Instrumente und vor allem ohne eine einzige Probe mit unserem Schlagzeuger. Wir waren glaube ich alle echt nervös, aber vielleicht war gerade diese Mischung aus Vorbereitung und Improvisation perfekt, denn es hat alles besser geklappt als wir uns das je erhofft hätten. Und beim Publikum ist unser Auftritt auch noch super angekommen. Aber hört euch doch selbst unsere Version des bekannten Kinderklassikers “In der Weihnachtsbäckerei” an 🙂

Auch das Weihnachtskonzert vom Projekt war ein voller Erfolg. Ich weiß nicht wie das funktioniert hat, aber um 16:30 Uhr waren alle Kinder oben auf dem Dach und wir konnten anfangen. Trotz Lampenfieber konnten alle zeigen was sie in den letzten Monaten und Wochen so gelernt haben. Kleine Pannen wie plötzlich verschwundene Kindergitarren oder unerwartet auftauchende Schüler, die auch gerne noch was spielen möchten waren kein Problem für uns. Nachdem der Abend mit Essen, Trinken und Musik ausgeklungen ist und wir alle Kinder wieder nach Hause zurück gebracht haben, mussten wir schnell ins Bett, denn am nächsten Morgen stand ja noch der Strandausflug an. Um 8 Uhr tauchten die ersten Kinder bei uns zu Hause auf und schon um halb zehn waren wir dann bereit zu starten. Mit 20 Kindern, 3 Erwachsenen und Unmengen an Sandwiches und Juice im Gepäck haben wir uns dann aufgemacht zum Hellshire Beach im Westen von Kingston. Auf für mich unverständliche Weise sind alle Kinder im Bus angekommen und waren alle schon voller Vorfreude auf unseren Tag am Strand. Den Tag haben wir mit Fußball spielen, über Wellen hüpfen, Schwimmen lernen, Wasserschlachten und natürlich ganz viel Essen verbracht. Mein persönliches Highlight war mit der Angst der Kinder zu Ertrinken zu spielen. Nein Spaß 🙂 Aber wenn die kleinen Jungs zu vorlaut wurden, war es sehr lustig sie einfach unter den Arm zu klemmen, ins etwas tiefere Wasser zu gehen und ihnen zu erzählen, dass wir jetzt nach Panama laufen 🙂 Auf jeden Fall hat der Tag glaub ich sowohl den Kindern als auch uns Freiwilligen viel Spaß gemacht. Trotzdem war ich froh als alle Kinder, die wir mitgenommen haben, auch wieder unbeschadet in Kingston angekommen sind.

 

Danach starteten auch für uns endlich die Ferien. Diese Woche bestand eigentlich nur noch aus Plätzchen backen, Weihnachtsessen planen, Geschenke kaufen und vor allem erholen. Morgen, also am deutschen Weihnachten werden wir Freiwilligen etwas deutsches kochen und am 25. am jamaikanischen Weihnachten werden dann die Jamaikaner für uns kochen. Leider ist deutsches Weihnachtsessen hier gar nicht so einfach, da man viele Zutaten einfach gar nicht oder nur sehr teuer bekommt. Deshalb wird es bei uns statt Ente mit Rotkohl morgen Kürbissuppe und Kaiserschmarn geben. So langsam kommt auch hier ein bisschen Weihnachtsstimmung auf, zum Beispiel beim Plätzchen backen mit der Rolf Zukowski Weihnachtsplaylist.

 

Ich wünsche euch allen schöne Weihnachtsfeiertage und auch schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr und sende euch ein paar sonnige Grüße aus Jamaika

Janni

Keine Zeit zum Plätzchenbacken

Hallo ihr Lieben,

Endlich schaff ich es mal wieder ein paar Zeilen zu schreiben. Obwohl wir nach Stunden gemessen gar nicht so viel unterrichten, kann ich mich nicht über zu viel Freizeit beklagen. Denn der Unterricht muss ja auch vorbereitet werden, Projektkram will erledigt werden und der Haushalt mit kochen, putzen, waschen etc. auch. Und nicht zu vergessen der soziale Kontakt zu den Freunden zu Hause in Deutschland und denen in Jamaika.

Mittlerweile, nachdem ich mich an die ständigen Anmachen der männlichen Jamaikaner einigermaßen gewöhnt habe, fange ich an die Vorteile schätzen zu lernen, wenn man als weiße Frau in Jamaika wohnt. Beim Verhandeln um Preise kann man mit einem netten Lächeln gleich wesentlich niedrigere Preise rausschlagen oder bekommt sogar etwas geschenkt. Einige Streetpartys kosten nur für die Männer Eintritt, Frauen kommen umsonst rein. Und wenn ein Taxi zu voll ist, muss man sich nicht mit weiteren 4 Leuten auf die Rückbank quetschen, man darf entweder alleine vorne oder auf dem Schoß vorne mitfahren 🙂

Letzte Woche wurde der Tag der deutschen Einheit in Jamaika nachgefeiert. Denn da für den 3.10. akute Hurrikanwarnung bestand, hat der deutsche Botschafter die Feier einfach kurzerhand auf das Ende der Hurrikansaison verlegt. Die Feier fand in der Villa (Haus wäre maßlos untertrieben) des Botschafters statt. Für uns war das der Kulturschock schlechthin, denn direkt mit dem Taxi aus Trenchtown kommend war der ganze Luxus echt krass. Aber das Highlight war das deutsche Essen und das deutsche Bier. Denn nach 3 Monaten ausschließlich Reis und Dumplings (gekochter Teig bestehend aus Mehl und Wasser) waren Kartoffelklöße mit Sauerkraut und Braten echt das Größte. Wir wurden sogar direkt zum nächsten Event eingeladen, dem Weihnachtskonzert der deutschen Botschaft. Und da für nächste Woche noch 2 weitere Konzerte anstehen, sind wir gerade mächtig im Stress mit Konzertplanung, Proben und damit die letzten Arrangements fertig zu stellen. Nächsten Mittwoch spielen wir mit unserem besten Trompetenschüler in einer Grundschule und abends dann in der deutschen Botschaft. Am Freitag ist dann das Weihnachtskonzert vom Projekt und am Samstag danach als Belohnung für das Konzert und Weihnachtsgeschenk ein Strandausflug mit unseren Schülern. Und danach sind endlich Weihnachtsferien!

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                                                                  Unser Adventskalender für die Familie bringt etwas Weihnachtsstimmung trotz 30 Grad

Ich wünsche euch allen in Deutschland eine schöne und etwas ruhigere Adventszeit als hier 😉

 

Liebe Grüße und bis bald

Janni

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Einige sonnige Grüße von unseren Ausflügen nach Belmont und Portland 🙂

DSDS und Taxi fahren

Erst einmal, es tut mir leid, dass ich so lange nichts hab von mir hören lassen. Aber in den letzten Wochen war ich damit beschäftigt etwas “deutsche Struktur und Ordnung” in mein Leben hier und in meinen Unterricht zu bringen. Und meistens kostet das viel Anstrengung, Zeit und Nerven, ganz besonders wenn mein Bestreben nach Struktur und Professionalität auf jamaikanische Widerstände stößt. Aber in einigen Bereichen kann man mit viel Ausdauer trotzdem etwas erreichen. Zum Beispiel in der Jonestown Primary School, wo wir bis jetzt nur nachmittags im AG-Bereich unterrichten. Dort werden wir ab nächste Woche vormittags 4 Klassen in General Music Education und wahlweise Blockflöte oder Percussion unterrichten, sodass jeder Schüler der 5. und 6. Klasse Musikunterricht bekommt. Für uns wird das eine ganz neue Erfahrung 30 pubertierende Schüler gleichzeitig zu unterrichten. Umso mehr freuen wir uns, dass wir ab morgen bzw. ab nächstem Wochenende von zwei neuen Freiwilligen unterstützt werden.

Auch den Chor in der Jonestown Primary School wollen wir weiter voranbringen, also haben wir am Montag mit den Auditions angefangen um die talentiertesten Mädchen und Jungen für den Chor zu finden. Ich kam mir ein bisschen vor wie bei DSDS, nur halt nicht ganz so fies 🙂 Und obwohl wir auch echt abenteuerliche Versionen von One Love von Bob Marley gehört haben, haben wir auch echt talentierte Schüler gefunden. Nächsten Montag gehen die Auditions weiter und ich freue mich jetzt schon drauf.

Außerdem haben wir unsere Fähigkeiten im Taxi fahren weiter verbessert. Wir kommen immerhin in Kingston fast überall hin, auch wenn wir vorher lieber nochmal nachfragen, ob die Taxis tatsächlich dahin fahren wo wir hinwollen und auch so viel kosten wie wir denken. Denn es gibt hier Route Cabs, die auf bestimmten, den Jamaikanern auf wundersame Weise bekannten, Routen unterwegs sind und fixe Preise haben. Und dann gibt es sogenannte Charter Taxis, die man chartern kann, die einen direkt dahin fahren, wo man hin will und dafür aber natürlich mehr kosten. Die Jamaikaner erkennen irgendwie sofort um welche Art von Taxi es sich handelt und wohin sie fahren und was sie kosten. Für mich war das am Anfang ein Buch mit sieben Siegeln, aber langsam fange ich an ein System in dem Mysterium Taxi fahren in Jamaika zu verstehen.

LG aus dem grade regnerischen, aber trotzdem sehr warmen Jamaika

Janni

Hurricane Matthew vs. Jamaica

Wie bestimmt auch schon die deutschen Medien berichtet haben, hätte der  Hurrikan Matthew eigentlich am vergangenen Montag Jamaika treffen sollen,  hätte er nicht wie durch ein Wunder einen großen Bogen um Jamaika gemacht.  Aber von vorne:

Letztes Wochenende war zunächst noch von einem normalen Tropensturm die  Rede, im Laufe des Samstag wurde der Tropensturm, dann zu einem Hurrikan  Stufe 5 hochgestuft. In den jamaikanischen Medien war die Rede von dem  schlimmsten Hurrikan, der Jamaika je getroffen hat. Und wenn man sich jetzt  mal Trenchtown und die Bauweise hier anguckt, wäre von diesem Viertel  vermutlich nicht viel stehen geblieben. Die meisten “Häuser” bestehen aus  Wellblech und Holz, das irgendwie zusammen genagelt wurde. Unser Haus besteht immerhin aus Beton, aber in der Küche steht halt ein großer Mangobaum.  Nach dutzenden Telefonaten mit dem Vorstand von MoG, Freunden in Jamaika  und besorgten Eltern, haben wir uns entschlossen auf Nummer sicher zu gehen  und für zwei Tage nach Uptown in ein sicheres Hotel zu gehen. Den Samstag  haben wir damit verbracht unser Haus so sturmsicher wie möglich zu machen  und Vorräte, Trinkwasser und Kerzen einzukaufen. Letztendlich hätten wir das  gar nicht gebraucht, aber das weiß man ja immer erst hinterher. Denn wie durch ein Wunder hat der Hurrikan einen großen Bogen um Jamaika gemacht. Uns ist dadurch echt ein Stein vom Herzen gefallen, denn in Trenchtown ist wirklich  nichts passiert, aber auf der anderen Seite fühlen sich jetzt die Bewohner  Trenchtowns bestätigt, dass so ein Wirbelsturm total harmlos ist und man sich  nicht darauf vorbereiten muss sondern bloß zu Gott beten muss. Und wenn der  nächste Hurrikan dann Jamaika wirklich trifft, wird sich hier keiner  vorbereiten.

 

Auch wenn am Mittwoch die Schulen wieder aufgemacht wurden und hier ja  nichts passiert ist, kommen viele Schüler trotzdem nicht in die Schule. Am  Freitag bestand unsere Percussiongruppe in der Grundschule nur aus 2  Schülerinnen und nicht wie sonst aus 15.   Aber dafür hatten wir eine sehr produktive Stunde 🙂

Am Dienstag steht der Besuch von Marc Golding, dem neuen Member of  Parliament für Trenchtown, an. Wir wollen ihm unser Projekt vorstellen und  dafür natürlich auch zeigen, was die Schüler so können. Dazu versuchen wir  grade mit der Band zwei alte Stücke wieder einzustudieren. Unsere Probenpläne sind leider etwas an der jamaikanischen Pünktlichkeit gescheitert. Die Probe  heute sollte eigentlich um 11 Uhr anfangen und um 13 Uhr war dann die Hälfte  da und um 15:30 Uhr haben wir immernoch auf den letzten gewartet.  Wahrscheinlich müssen wir uns einfach noch daran gewöhnen, aber in bisschen nervig ist es schon, wenn man über 4 Stunden warten muss, bis man mit einer  Probe anfangen kann.

Diese Woche steht allerdings noch ein Auftritt an, den am Mittwoch ist National Heros Day. Und der Schulleiter der Jonestown Primary School, kam Ende letzter Woche auf die Idee, das wir doch bei den Feierlichkeiten in der Schule auftreten sollen. Also werden wir am Mittwoch nach einer (!) Probe mit einem neu  zusammengewürfelten Chor “Three little Birds” von Bob Marley aufführen. Ich  bin sehr gespannt, ob/wie das klappt.

 

Liebe Grüße aus der jetzt wieder sonnigen Karibik

Janni

Von Jam Sessions, Streetpartys und Strand

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Man könnte ja denken, dass nach einer so aufregenden und anstrengenden ersten Woche, jetzt endlich ein bisschen Ruhe einkehrt und wir uns voll und ganz auf unseren Unterricht konzentrieren können. Aber falsch gedacht! In Antonias letzter Woche wollten wir natürlich noch möglichst viel unternehmen, weshalb wir fast jeden Abend unterwegs waren.
Zum Beispiel waren wir am Donnerstag bei einer Jam Session in Uptown. Das war auch das erste Mhal, dass wir in Uptown (dem reicheren Teil von Kingston) waren. Ein komischer Kontrast, wenn man direkt aus Trenchtown, wo eigentlich nur Dancehall oder Reggae gespielt wird, nach Uptown fährt zu einer Jam Session in einem Golfclub. Aber es war wirklich schön und auch echt angenehm mal andere Musik zu hören als Dancehall. Wir haben auch unsere besten Schüler mitgenommen, sozusagen als Belohnung.

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Und am Samstag haben wir uns einen Tag Erholung auf Lime Cay gegönnt, einer kleinen Insel auf der es wirklich nichts gibt außer Sand und ein paar Sträuchern.Und obwohl wir eigentlich nichts gemacht haben außer schlafen,  schwimmen und einfach den Tag genießen, waren wir am Abend alle unglaublich müde.

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Und am nächsten Tag ging es gleich weiter mit Programm, denn die überdurchschnittlich vielen Sichtungen von Kakerlaken haben uns gezeigt: Wir müssen putzen! Und wenn wir schon mal dabei sind, können wir auch gleich aufräumen/ausmisten. Und nach nur 6 Stunden sahen unsere Zimmer wieder wunderschön aus und auch die Kakerlaken haben sich sichtlich reduziert.
Montag haben wir neuen Freiwilligen unseren ersten Dance miterlebt. Denn tanzen tut man hier wirklich ganz anders als in Deutschland. Es sieht schon echt ziemlich cool aus, leider starten diese Partys erst so richtig gegen 3 Uhr. Trotzdem waren wir um kurz nach 4 schon zu Hause, denn am nächsten Morgen sollten wir ja pünktlich um 11 Uhr in der Private School stehen. Und obwohl wir natürlich viel zu spät aufgestanden sind und unsere Unterrichtsvorbereitung in den 20 Minuten bevor wir los mussten gemacht haben, war die Stunde echt produktiv und es klang schon nach gemeinsamen Tönen auf der Blockflöte und nicht mehr nach einem 6 stimmigen Quietschen. Aber auch Dienstag Nacht sollte lang werden. Denn immerhin war das Antonias letzte Nacht.Und nach grade mal 4 Stunden Schlaf sind wir wieder aufgestanden um uns zu verabschieden. Danach schnell wieder hinlegen und noch eine Stunde schlafen um dann wirklich aufzustehen, denn die Schüler aus der Basic School haben ja auf uns gewartet.
Neben diesem vollen Programm und dem ganzen Unterricht hat mich/uns diese Woche noch vor weitere Herausforderungen gestellt.Ich musste zum ersten Mal meine Wäsche waschen und das heißt hier nicht eine Waschmaschine anstellen. Das heißt hier mit einer Bürste den Dreck aus den Kleidern schrubben. Ich hab über eine Stunde gebraucht und es ist echt mega anstrengend. Außerdem wurden wir als Babysitter eingesetzt und haben auf BJ aufgepasst. BJ ist erst 10 Monate alt und unglaublich süß, aber 6 Stunden ist auch ein lange Zeit, sodass wir ganz froh waren als er endlich eingeschlafen ist. Und eine ganz persönliche Herausforderung für mich sind die Moskito-Stiche. Denn irgendwie stechen die nur mich, obwohl mein Mosiktonetz als einziges keine Löcher hat und ich mich dreimal am Tag mit Moskitospray einreibe 🙁
Oh, und nicht zu vergessen ist unsere neue Katze. Uns ist nämlich eine sehr kleine sehr dünne Katze zugelaufen, sie wurde auf den Namen Daniella getauft. Ich hab noch nie eine süßere Katze gesehen! Am liebsten sitzt sie in unseren Schuhen oder spielt damit. Nur vor Bruno, unserem Hund, hat sie Angst, aber das ist bei dem Größenunterschied auch ein Wunder.

Liebe Grüße

Janni

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Wäsche waschen                                                                      Babysitten mit BJ

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Basketball spielen bei gefühlten 40 Grad

Mindestens ein Monat, oder doch erst eine Woche?

In der letzten Woche ist so viel passiert, dass ich kaum glauben kann, dass ich erst eine Woche hier bin und auch gar nicht weiß wo ich anfangen soll mit erzählen. Ich starte einfach mal vorne.

Mittlerweile habe ich die Schüler in allen drei Schulen kennengelernt, in denen wir unterrichten. In der Grundschule in Jonestown unterrichten wir immerhin den Chor, die Percussion-Gruppe und das Blockflötenensemble. Also jede Menge Schülernamen zum merken. Die meisten unserer Schüler in der Grundschule gehen schon in die 6. Klasse, sodass man mit denen echt coole Sachen machen kann. Das Amazing Grace, was wir mit dem Chor letzte Woche eingeprobt haben, konnten wir heute Morgen sogar schon vor der ganzen Schule singen.
Außerdem unterrichten wir noch in einer Basic School, also einer Vorschule. D.h. die Kids sind so zwischen 3 und 6 Jahren alt. Ich hab zwar noch nie so viele unglaublich süße Kinder auf einem Haufen gesehen, aber grade die richtig Kleinen verstehen kaum Englisch, weshalb die Kommunikation grade noch etwas anstrengend ist und sie nicht immer das verstehen, was ich meine. Wenn ich zum Beispiel ihnen ein B auf der Blockflöte zeige und sie anfordere das nachzuspielen, heißt das nicht mit der Flöte einen abnormal quietschigen Ton zu erzeugen und dann die Flöte direkt ins Ohr seines Nachbarn zu halten. Wir arbeiten auch nach der halben Stunde Unterricht in 4er-Gruppen immer noch am B. Ein ganz anderes Erlebnis war der Unterricht in der Modern Private School, eine Art Förderschule für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Eine ganze Schule mit nur 6 Schülern ist schon echt mega cool. Da kann man Blockflöte fast mit eins zu eins Betreuung unterrichten.
Uns neuen Freiwilligen wurden gefühlt hunderte Leute vorgestellt oder wir haben sie einfach irgendwo kennengelernt. Dank meiner schlechten Patois-Kenntnisse hab ich auch nicht alle Namen verstanden geschweige denn, dass ich sie mir hätte merken können. Aber das Patois wird besser. Ich hab zum Glück einige ältere Schüler, die verstehe ich auch schon ganz gut. Bei den Kleinen wird es aber auch besser. Wir sind zwar erst eine Woche hier, aber ich fühle mich hier schon so zu Hause als wäre ich schon lange hier.
So eine ganze Woche Unterricht kann ganz schon anstrengend sein, aber am Wochenende haben wir uns trotzdem keine Pause gegönnt, sondern haben unseren ersten Ausflug gemacht. Das war echt cool, denn so hab ich endlich mehr von Jamaika gesehen, als Trenchtown und Jonestown, den beiden Vierteln von Kingston wo wir unterrichten und leben. Also sind wir am Samstag Morgen um 6 Uhr aufgestanden und sind mit dem Bus nach Port Antonio gefahren. Gewohnt haben wir in dem Guesthouse von Fitzroy und Nishan, wo eigentlich alle MoGs (Musiker ohne Grenzen) unterkommen, wenn sie in Portland sind. Ein wunderschönes Haus mitten im Grünen, sogar mit bequemen Matratzen (unsere Rücken waren dankbar). Wir haben dann die Blue Lagoon besucht, ich hab noch nie so türkisfarbenes Wasser gesehen. Echt ein mega schöner Ort, der eine richtige Ruhe ausstrahlt, ganz im Gegensatz zu Kingston.

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Blue Lagoon                                                                Chupsy

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Suarez und David

Außerdem waren wir noch am Strand und damit zum ersten Mal im Karibischen Meer schwimmen. Abends sind wir dann zum Kochen zu Fitzroy und Nishan gefahren und haben danach am nahegelegenden Strand Rum Cream genossen. Den nächsten Tag haben wir auch mit den Beiden an den Reach Falls verbracht. Ein langgezogener Wasserfall, den man aber problemlos hochklettern kann, also wenn man nicht so ungeschickt ist wie ich und auf den glatten Steinen ausrutscht und mit seinen eigentlich trockenen Klamotten im Rucksack im Wasser landet. Zum Glück ist es hier immer warm, sodass das nicht allzu schlimm war. Oben angekommen wurde für uns Breadfruit und Chicken gegrillt. Das war echt das beste Essen überhaupt 🙂
Leider haben wir uns dann etwas zu spät auf den Weg gemacht und den letzten Bus von Port Antonio nach Kingston verpasst. Und wegen der Devotion mussten wir ja am Montag Morgen um 8 Uhr in der Schule stehen. Also sind wir mit dem Bus nach Buff Bay und dann mit dem Taxi nach Annotto Bay gefahren. Eigentlich in der Hoffnung dort einen Bus nach Kingston zu erwischen. Der letzte Bus war aber auch hier schon gefahren. Also blieb nur noch ein Taxi. Wir waren allerdings 9 Leute, denn wir waren ja mit 6 Deutschen und Suarez und seinen beiden kleinen Brüdern Ansman und Chupsy unterwegs. Außerdem hatten sich noch 2 weitere Jamaikanerinnen zu uns gesellt, die auch nach Kingston wollten. Irgendwann fand sich dann ein Taxifahrer, der uns nach Kingston fahren wollte. Er hatte allerdings nur einen normalen Combi für 5 Personen. Aber in Jamaika ist das kein Hindernis, wir haben tatsächlich mit 12 Leuten in dieses Auto gepasst. Gut, Suarez, Jakob und ich haben im Kofferraum Platz genommen und die beiden kleinen haben auf dem Schoß gesessen, aber es hat gepasst und wir waren schon um 24 Uhr in Kingston (die Fahrt hat also nur knapp 5 Stunden gedauert – für 70 km). Eine echt jamaikanische Erfahrung!
Und eins ist mir klar geworden: Es gibt hier nur eine Verkehrsregel: Wer am meisten hupt hat Vorfahrt:)

So, regards back from Trenchtown
Janni

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Reach Falls                                                                                  Boston Beach

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Gruppenselfie!!!

Meine ersten 24 Stunden in Jamaika

Sonntag war endlich der lang erwartete Tag. Jakob und ich sind nach Jamaika gestartet. Nach einem echt anstrengenden 13 stündigen Flug und kurz vor der Landung in Montego Bay haben wir uns schon gefreut, dass wir so früh da waren. Aber eine gigantische Gewitterwolke über Jamaika hat unsere voreilige Freude gestoppt. Denn ein abgebrochener Landeversuch und unzählige Kreise und Schleifen haben nochmal eine weitere Stunde eingezwängt im Flugzeug gekostet. Dass wir im Flugzeug aber eigentlich doch echt viel Platz hatten, wurde uns bewusst, als wir mit 33 Leuten und unserem großen Gepäck in einem Kleinbus saßen. Uns wurde zwar versichert, dass wir mit knapp 4 Stunden noch Glück gehabt haben und auch locker noch länger hätten brauchen können, aber wir waren trotzdem froh endlich da zu sein.
Im Haus angekommen wurden wir zunächst von sehr sehr lauter Musik und vielen Menschen begrüßt, leider konnte ich mir nur von einem Bruchteil die Namen merken.
Leider hat das Gewitter auch schwüle Luft mitgebracht, sodass man schwitzt egal was man tut. Aber Dank einer kalten Dusche und einem Ventilator hab ich trotzdem wundervoll geschlafen in meiner ersten Nacht in Jamaika. Morgens/Vormittags/Mittags haben wir dann gefrühstückt und uns aufgemacht in die Jonestown Primary School zum Chor. Die Reaktion der Schüler auf zwei neue weiße Musiker war echt beeindruckend. Ich wurde von mindestens 5 Schülern gleichzeitig mit Fragen gelöchert. Wie ich heiße, wie alt ich bin, was für Instrumente ich spiele, was meine Lieblingsfarbe ist… Gleichzeitig wollte mir jeder was erzählen. Problem war nur, dass ich nach grade mal einem halben Tag in Jamaika leider kaum ein Wort Patois (die Sprache, die hier gesprochen wird) verstehe. Deshalb hab ich leider nur so etwa die Hälfte von dem verstanden, was die Schüler erzählt haben 🙁
Der Chor besteht nur aus ca. 10 Mädchen, die dafür aber echt gut singen können. Geplant ist das Stück von heute am Montag schon aufzuführen, bei einer Versammlung der gesamten Schule am Montag morgen, ich bin gespannt 🙂
Danach sind wir zum Culture Yard, dem Hauptunterrichtsort gelaufen und haben hier und dort Schüler eingesammelt. Jakob uns ich sollten heute eigentlich erst mal nur zugucken, aber da wir schon zwei Gitarrenschüler getroffen haben, haben wir dann spontan 4 Gitarren mitgenommen. Aus den 2 Gitarrenschülern wurden dann 7 und so hatte ich das Vergnügen viermal „Smoke on the water“ zu unterrichten. Alles in allem waren meine ersten 24 Stunden hier in Trenchtown schon voller Erlebnisse und ich freue mich auf die folgenden 7 Monate!

LG aus Jamaika
Janni